Farbtherapie

In der Farbtherapie geht man davon aus, dass jede Farbe in einer bestimmten Wellenlänge schwingt und damit eine bestimmte Energie hat. Diese spezifischen Schwingungen übertragen sich auf den menschlichen Körper – so die Annahme vieler Heiler der verschiedenen Kulturen und Epochen. Dass Farben Krankheiten tatsächlich heilen können, ist bis heute jedoch durch nichts belegt. Viele Esoteriker schwören dennoch darauf, ohne Belege für die Wirkung ihrer teils widerspüchlichen Farb-Lehren zu liefern. Es werden abenteuerliche, unfassbar teure Vorrichtungen als Farbtherapiegeräte, Bücher mit psychedelischen Bildern und (online-)Seminare verkauft. Und wer kauft das alles? Wir, die verzweifelten Patienten und Sinnsuchenden in unserer Welt aus Schmerz und … Chemie.

Aber: In einigen Bereichen gibt es belegte Effekte in Bezug auf bestimmte Farben. Ich möchte daher den Blick etwas differenzierter auf die “Farbtherapie” richten. Gleichzeitig erkläre ich Dir, wie ich bei der Konfrontation mit “besonderen”  Heilmethoden aller Art grundsätzlich vorgehe.

Heilmethoden verstehen

Erstens versuche ich immer, die Grundidee der jeweiligen “Heilsleere” zu verstehen – so wertfrei und offen wie möglich. Bevor ich mich dann einer (mehr oder weniger) wilden Idee eines anderen anschließe, probiere ich aus, was mir theoretisch plausibel erscheint. Manchmal teste ich auch das “Zauberzeugs”, einfach zum Zeitvertreib oder aus Spaß.  In Einzelfällen habe ich auch Spaß daran, mir eigene Erklärungsansätze für die “Magie”, die eventuell doch manchmal passiert, zu überlegen. Bisher konnte ich alles mit physikalischem oder psychologischem Grundlagenwissen erklären bzw. in philosophisch bereits häufig durchdachte und diskutierte Konzepte einordnen- das heißt: Die Annahme einer Art “Magie” ist meistens sogar überflüssig.

Farbtherapie in der Plausibilitätsprüfung

Schritt 1 ist also in diesem Falle: Die Grundideen der Farbtherapie verstehen. Die lautet: Farben schwingen unterschiedlich und wirken auf den Menschen. So weit so gut.

Schritt 2: Dann schaue ich, wer dazu, was genau herausgefunden haben will.

Dann filtere ich aus diesen Infos heraus, was wissenschaftlich nachprüfbar war/ist. In diesem Falle lande ich dabei in den Themengebieten: Physik, Kunsttherapie und (Farb-)Psychologie. Und stelle fest: Ja, Farben “schwingen” in spezifischer Weise und Farben wirken offenbar unterschiedlich auf die Stimmung und Gehirnaktivität von Menschen. Und: Farben werden in der Kunsttherapie erfolgreich eingesetzt.

Ich stelle aber auch fest: Nein, es gibt keinerlei Nachweise für die von allen möglichen Gurus propagierten farbtherapeutischen Ansätze und Gerätschaften. Selbst Physiker Albert Popp, der behauptete, jeder (menschliche) Körper sei von einem “Biophotonenfeld” umgeben, das die organismischen Abläufe steuere, blieb einen Nachweis seiner Idee bis heute schuldig. Es wundert dann auch nicht weiter, dass unterschiedliche “Ideenhaber” auch widersprüchliche Zusammenhänge von Farbe und “Gesundheit” verbreiten. Mal wird erklärt, Orange sei gut fürs Immunsystem (Adolfo Wagner), mal sei es Grün (Heinz Schiegl).

Einen guten Überblick über die Wirren der farbtherapeutischen Ansätze gibt ein Artikel der Süddeutschen Zeitung: “Mit Licht gegen Leiden” vom 8.6.2010.

Zum Vertiefen: Die unterschiedlichen farbtherapeutischen Verfahren und “Therapien” werden auf dem Portal Psiram.com unter dem Punkt “Farblichttherapie” erklärt. Zum Beispiel: Farbtherapie nach Dinshah, Hydrosun, Protonenresonanztherapie (“Protolight”), Aura-Soma, Vacu Color u.v.m.

Evidenzen

Obwohl es mit den Nachweisen der farbtherapeutischen Gesamtkonzepte insgesamt eher schlecht aussieht, gibt es  gibt es im Bereich Migräne und Schmerzen interessante Forschungsergebnisse:

Eine US-Studie an der Harvard Medical School in Boston (Massachusetts) von 2016 deutet darauf hin, dass (gedämpftes) grünes Licht bei vielen Migräne-Patienten die Schmerzen lindern kann. (Quelle: https://academic.oup.com/brain/article/139/7/1971/2464334)

Schritt 3: Ich schaue, wer bereits welche Erfahrungen gemacht hat. Dabei interessiert mich vor allem, die Persönlichkeit des Menschen, der da berichtet. Ist er religös, wie ist sein Bildungsstand, wie lebt er, welche Krankheiten hat er, wie “tickt” die Person generell, welche Faktoren sind ähnlich im Vergleich mit meinen Bedinungen, welche komplett unterschiedlich.

Bei allem, was “heilsame Kräfte” angeht, spielt das individuelle Bauchgefühl die größte Rolle. Das, was in mir eine bestimmte Stimmung auslöst oder verändert, ist nicht komplett biologisch vorgegeben, sondern selbstverständlich individuell und temporären Schwankungen unterlegen, weil es auf meinen Erfahrungen und persönlichen Lebensbedingungen beruht.

Zu guter letzt schaue ich, welches Interesse derjenige hat, der über seine Erfahrungen berichtet und in welcher Beziehung ich als Zuhörer/ Leser zu ihm stehe (bin ich beispielsweise potenzieller Kunde, Multiplikator oder eher “Zufallsleser/-hörer”).

Schritt 4: Selbsttest. Nach diesen ganzen Vorüberlegungen und Recherchen probiere ich dann selber aus. Hier: ob und welche Effekte die verschiedenen Farben bei mir und meinen Symptomen haben. Um es vorweg zu nehmen: Ich konnte (und kann reproduzierbar) durchaus positive Einflüsse bestimmter Farben bei bestimmten Syptomen bei mir persönlich wahrnehmen.

Meine persönliche Erfahrung

Meine erste persönliche Erfahrung in Bezug auf Migräne-Kopfschmerzen und Ängste deckt sich zumindest teilweise mit den Ergebnissen der Forscher. So empfinde ich bei Migräne-Kopfschmerzen und manchmal auch Aura immer ein (dunkles) grünes Licht als wohltuend. Als Imagination hingegen hilft es mir, wenn ich mir während schlimmer Migräneanfälle, ein bestimmtes dunkles Blau-Türkis vorstelle. “Helfen” bedeutet in diesem Falle natürlich nicht “heilen”, sondern eher “gut tun”.

Ein einfacher (und relativ günstiger) Weg, auszuprobieren, ob farbiges Licht helfen kann, sind LED-Leuchtmittel, die in handelsübliche Lampen oder Spots eingeschraubt werden*. Mit Fernbedienung und Timer ausgestattet, eigenen sie sich für die schnelle, unkomplizierte Selbsthilfe-Erorobung. Wenn das bunte Licht nicht gebraucht wird, leuchten die Lampen ganz normal weiß.

Ich wähle immer ein Warmweiß, weil es für mich persönlich angenehmer ist. Als praktisch empfinde ich auch die Möglichkeit, die Helligkeit stufenweise regeln zu können.

“Aber mir hilfts …”

Vielleicht fragst Du Dich manchmal, warum bei Dir etwas hilft, was als nicht erwiesen gilt? Das ist im Grunde ein sehr einfaches Prinzip: Die positiven Effekte einer Therapie oder eines Medikamentes, die nachweislich nicht auf deren Wirkstoffe oder deren (behaupteten) Wirkprinzipien beruhen (können), nennt man Placebo-Effekt.

Das heißt verkürzt gesagt: Es reicht, wenn ich mit einem Rucksack voll Hoffnung auf Heilung zu einem mir sehr souverän erscheinenden Heilkundigen gehe und dieser davon berichtet, dass alle seine Patienten beispielsweise mit der Farbe Magenta bei Migräne gute Erfolge erzielt haben. Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass bei mir Magenta ebenfalls gut anschlägt. Zumindest für ein paar Wochen.

Der Placebo-Effekt ist nämlich ein etwas windiger Bursche. Meistens haben die chronischen Krankheiten den längeren Atem und schlagen irgendwann nach ein paar Wochen, manchmal Monaten wieder durch. Davon liest man nur wenig, weil sich diejenigen, die vorher lauthals ihre Heilung postuliert haben, dann doch lieber wieder still leidend im Wartezimmer eines Arztes wiederfinden – mit den gleichen Symptomen wie vor zwei Jahren.

Einige interessante Gedanken zu diesem Thema habe ich bereits vor einiger Zeit hier zusammengetragen.

Kenn’ ich …

Um hier niemand nicht anwesenden durch den Kakao zu ziehen, nehme ich mal allein meine Verfehlungen in diesem Bereich:

Ich habe Arnika-Globuli bei Wespenstichen, Globuli bei Symphysenschmerzen in der Schwangerschaft, ganz zu schweigen von den 300 Kilo Globuli gegen wiederkehrende Mandelentzündungen, Abszesse, Gastritis usw. gekauft und eingenommen.

Ich habe mehrere Tausend Euro ausgegeben für alle möglichen Mittelchen, Therapiemethoden, Geräte und Salben. Manches hat sogar kurzfristig geholfen – aus oben genannten Gründen. Aber langfristig war alles für’n Arsch – pardon, aber das muss mal so deutlich gesagt werden.

Heute bin ich schlauer und würde nie jemandem, den ich nicht kenne, irgendeine Therapie empfehlen. Ich kann immer nur von meinen Erfahrungen, eventuell in Verbindung mit Forschungsergebnissen berichten. Ob und was davon für Dich passen könnte, musst Du selbst abwägen und mit Deinen individuellen Vorbedingungen (oder besser noch in Rücksprache mit einem vertrauenswürdigen Arzt) abgleichen. Letztlich steckst nur Du in Deinem Körper und der kann sich eben manchmal gaz anders verhalten als meiner, oder als einer, der in irgendwelchen Büchern und Studien als “Referenzkörper” dient.

Will sagen: Wenn Du Dich bei violettem Licht wohler fühlst, dann nimm violettes Licht – Migräne-Studie hin oder her.

Verlasse Dich auf Dein Bauchgefühl – egal, was irgendeine Studie oder ein Blogger sagt!


So, jetzt aber Ernst beiseite:

Du kannst natürlich auch mal bei Astro-TV reinschauen und Dir die Rabenkugel Corvus für 89,95 EUR (plus 5,95 Versand) in verschiedenen Farben ordern, um ganz sicher zu gehen, dass Du auf allen Farbfrequenzen gündlichst verar… wirst … gggrrrmpfl… ggrrrmmmm .. murmmmel … grmpf… ;-D

 

 

 

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