Buchtipp: Petra Welkers: “Geburtsgeheimnis: Adoption im Spiegel von Geschichte und Therapie”

In diesem Blog geht es unter anderem um traumatische Erfahrungen, Traumafolgestörungen und Traumabewältigung. Deshalb möchte ich dir hier ein Buch vorstellen, das sich dem Thema “Trauma” von einer ganz speziellen Seite nähert – der Adoption.

Petra Welkers hat ihre eigene Adoptionsgeschichte zum Dreh- und Angelpunkt in ihrem Buch “Geburtsgeheimnis: Adoption im Spiegel von Geschichte und Therapie” gemacht.

Inhalt

Man erfährt hier nicht nur aus persönlicher Sicht, was Adoption bedeuten kann, sondern lernt gleichsam etwas über die historischen, politischen und (sozio-)psychologischen Zusammenhänge. Die Sachinformationen verwebt Petra Welkers dabei so gekonnt in ihren eigenen Erfahrungsbericht, dass der Leser die Möglichkeit bekommt, immer wieder selbst zu entscheiden, mit welcher Ebene er sich gerade tiefer gedanklich befassen möchte. Die vielen interessanten Quellen, aus denen sich die Autorin bedient, laden oft ein, sich noch detaillierter mit dem jeweiligen Aspekt zu befassen. Doch auch derjenige, der nicht noch weitere Quellen hinzuziehen möchte, fühlt sich nach dem Lesen des Buches rundum gut informiert.

Traumabetroffene können sich an vielen Stellen wiedererkennen. Typische Denk- und Verhaltensmuster in sich selbst und im persönlichen Umfeld werden sichtbar. Wie gut, dass Petra Welkers zeigen kann, dass es Hilfe, Therapie und Heilungsmöglichkeiten gibt. Die besondere Stärke des Buches liegt darin, Zuversicht zu vermitteln und Persepektiven aufzuzeigen ohne die Schrecklichkeit des Traumas zu verharmlosen oder kleinzureden. Meiner Erfahrung nach der einzige Weg, damit umzugehen. Das Buch schildert die Stationen des Erkennens, Benennens, Verstehens und auch Verzeihens und Vergebens eindrücklich und zeigt Betroffenen damit: Du bist nicht allein. Es gibt Hilfe. Es gibt einen Weg.

Stil

Petra Welkers gelingt es mit ihrer “Schreibe”, die oftmals schwierigen Umstände, die sie schildert, sowohl eindrücklich als auch mit einer gesunden, sachlichen Distanz zu umreißen. Ich persönlich finde das sehr gut und “massenkompatibel” gelungen, dennoch könnte ich mir vorstellen, dass sich einzelne hier und da über eine Triggerwarnung (z.B. zum Thema Gewalt und sexuelle Übergriffe) freuen würden. (Ich selbst gehöre nicht dazu, mache das auch selbst in meinen Büchern und Blog nicht, da ich der Meinung bin, dass wir sonst über alles Triggerwarnungen setzen müssten, da die Trigger selbst so individuell sind, wie die Personen, die damit umgehen müssen).

Struktur

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Im ersten Teil (ca. 140 Seiten) finden sich die Sachinformationen und Erfahrungsberichte. Im zweiten Teil (ca. 40 Seiten) präsentiert uns die Autorin eine ganz andere Art der Auseinandersetzung mit der Materie: Eine Märchenerzählung. Hier findet der mittlerweile sachkundige Leser die Geschichte des Adoptionsgeheimnisses der Autorin auf eine erzählerische, fast schon poetisch anmutende Art und Weise wiedergegeben.

Lesernutzen

Das Buch eigent sich für alle, die mit Adoption in irgendeiner Form in Berührung stehen, oder zu diesem Thema recherchieren wollen. Besonders wertvoll könnte es meiner Meinung nach sogar für Paare sein, die selbst mit dem Gedanken spielen, ein Kind zu adoptieren. Zumindest hilft es, für bestimmte Themenkomplexe und unbewusste Denkmuster sensibel zu werden, und in jedem Fall zu lernen, wie man es NICHT machen sollte.

Aber auch Betroffene von Traumafolgestörungen finden hier wertvolle Tipps zur Traumabewältigung.

Die Art und Weise der Gliederung des Buches ermöglicht auch zu einem späteren Zeitpunkt noch mal ein gezieltes Nachschlagen, ohne langes Suchen.

Als besonderen Leserservice stellt die Autorin auf ihrer Internetseite www.geburtsgeheimnis.de nicht nur verlinkte Quellennachweise, Buchtipps und Anlaufstellen für Betroffene zusammen, sondern sogar eine Spotify-Playlist mit Musikstücken, die sie passend zur Märchenerzählung erstellt hat.

Fazit

Ein Buch, das sich sensibel und zugleich sachlich kompetent mit einem Thema auseinandersetzt, dass besonders “traumariskant” ist. Unbedingt lesenswert!

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