Every Day Every Night

Krank und nicht leistungsfähig zu sein, hat wirklich wenige Vorteile, aber es gibt welche: Man kann vergleichsweise viel Zeit mit und in den sozialen Medien verbringen, wenn man möchte. Vor allem als passiver Zuschauer.

Nun bin ich vielseitig interessiert und immer auf der Suche nach sinnentleerter Zerstreuung, deshalb finde ich vor allem auf youtube in Zeiten lähmenden Siechtums immer Menschen und Themen, die meine Aufmerksamkeit wecken und damit kognitive Ressourcen immerhin kurzfristig binden. Die müsste ich sonst an Angst, Panik und Depression verschwenden. Nicht gut.

Im Land der Digital Natives

Wie immer bin ich dabei Spätzünder. (Von Harry Potter hatte ich erst gehört und gelesen, als Teil drei bereits erschienen war und die Twighlight-Romane gab‘s schon im Sonderangebot als ich dem dumm-romantischen Vampir-Geseier anheimgefallen bin.)

Leicht retardiert habe ich vor etwa zwei Jahren in der Szene der “Digital Natives” Fuß gefasst und lasse mich bespaßen – auch durch die Kommentare unter den Videos. Die meisten Bildungsfernsehzuschauer in meinem Alter würden sich wundern, wie viel Schlaues und Geistreiches die junge Generation zu den Videos von  Julien Bam, ABK, Taddl, MonatanaBlack und Co. zu sagen hat. Beruhigend: Auch jungen Menschen fallen orthografische Schwächen der minderbemittelten Hater-Hirnis noch auf. Wow.

Nebenbei habe ich ein sinnvolles neues Hobby angefangen: youtube aufräumen! 😀

Ich melde rigoros alles, was gegen die Richtlinien verstößt. Systematisch, schnell und effektiv. Das wird bestimmt tierisch was bringen und auf mich haben die bestimmt gerade noch gewartet … 😉

Meine Aboliste wird langsam lang und länger … und immer illustrer [über diesen Komparativ habe ich lange nachgedacht ;-)]

Sicher erscheint auch mir mancher Content „unangemessen oder fragwürdig“, aber wie immer, bleibe ich offen und Neuem gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen.

Wenn ich so verstört bin, dass ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll, habe ich als Soziologe und Medienpädagoge ja immer noch den Vorteil, dass ich mich jederzeit auf eine fachwissenschaftliche Ebene rausreden kann: Ich guck’ das nur unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten, is’ klar, ne? 😉

Manchmal gucke ich auch in meiner Funktion als Mutter, nur damit ich nicht so werde, wie die hysterischen Hubschrauber-Elsen, die buchstäblich aus allen Wolken fallen (schöne Assoziation ;-)) , wenn sie mitkriegen, dass ihr Karl-Leopold schon lange eifrigster Supporter von Katja Krasavice ist, die mit ihrer Teilnahme an PromiBigBrother 2018 auch im Fernsehen gezeigt hat, was sie kann (no front).

Ich glaube, mich erwischt youtube-mäßig jetzt nix mehr kalt. Das ist ein gutes Gefühl. Wenngleich ich wünschte, bestimmte Trends niemals mitbekommen zu haben (oder versteht von Euch jemand den tieferen Sinn des Monsterpickelausdrückens vor laufender Kamera? Aber, das ist – glaube ich – auch schon lange wieder out …)

Doppelpeace!

Meinen letzten Neuzugang auf der Aboliste hatte ich letztes Jahr im April schon kurz vorgestellt: Jan und Tim mit ihrem Tourette-Kanal „Gewitter im Kopf“, der sich mittlerweile in Richtung 2 Millionen Follower bewegt.

Angefangen hatte meine Youtube-Gucker-Karriere mit Julien Bam und Tanzverbot – (aka Kilian Heinrich).

Ja, die alte Schabracke (ich) zieht sich den gestörten Zahnlückenjonny (Tanzverbot) rein. Every Day Every Night sozusagen. [Achtung: Die besondere speech versteht im Folgenden nur noch, wer zumindest ein paar seiner Videos gesehen hat. Empfehlungen gibt‘s am Ende des Beitrags.]

Ansage an Tanzverbot-Kritiker:

Und jetzt MEINE Ansage an Tanzis Kritiker, Hater und andere Affen, die ihn mit irgendeinem Scheiß nerven: Ihr könnt euch auf den Kopf stellen und mit dem Arsch Fliegen fangen, ihr werdet ihn nicht „knacken“. Menschen wie er sind so besonders und einzigartig, dass diejenigen, die spüren, dass sie niemals so stark sein könnten, wie der von ihnen verachtete, fette, gemobbte Schulabbrecher (sorry, Tanzi, das dient nur der Veranschaulichung), ihn vor lauter Angst und Abscheu einfach nur weg haben wollen. Im Grunde lebt er die „Radikale Erlaubnis 2.0“.

Seine Hater merken (unbewusst), dass er ihnen in vielerlei Hinsicht überlegen und in seiner Persönlichkeit einfach „stärker“ ist als sie. Wie das sein kann, dass er tut, was er tut, werden die nie verstehen. Sie verzweifeln geradezu über die Frage, woher diese Kraft, die Energie, ja, die ganze Liebe kommt, die dazu nötig ist, das alles jahrelang so durchzuziehen, wie er das macht.

Seit einiger Zeit verdient er auch noch Geld damit. (SKANDAL!)
Er macht aus Scheiße Geld! (DoppelSkandal!) Er schlägt aus dem, weshalb er aus der „normalen“ Gesellschaft aussortiert wurde, Gewinn. Nicht mehr – nicht weniger. Er hat sämtliche Chancen, die er in der Standardwelt aka „Reallife“ nie gehabt hätte, auf’s Vollste genutzt. Leid, Angst, Einsamkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Ausgrenzung, Wut, Ärger, Ablehnung, (sexuelle) Frustration das ist Tanzis Kapital. Damit hatte weder er, noch sonst jemand gerechnet – ich schwör’.

Irgendwann schien Kilian (so heißt Tanzverbot in reallife) das aber begriffen zu haben und fing an, mit dieser Erkenntnis zu experimentieren. Er drehte den Spieß um und ließ seine Abonnenten und Follower random über’s Stöckchen springen. Er setzte kleine Stromschläge an, und guckte, wie wir reagieren. Das is’ sooo cool, Alter (oh sorry, ich hab’ zuviel von dem shit gewatched … every day every night eben … Is‘ ja auch egal. :-))
Zurzeit lebt Tanzi nun bei Unge (auch ein extrem erfolgreicher und sympathischer Youtuber) auf der Insel Madeira und versucht, sein Leben, sein Essverhalten und den ganzen Rest in den Griff zu kriegen.

Props to the different

Wär‘ ich jung, würd‘ ich sagen: „Ich feier den so über!“, aber ich bin 46, da sagt man natürlich sanft nickend „Respekt!“ oder „Chapeau!“

Warum? Wofür?

Viele halten ihn für gestört im Sinne von „unnormal“ und von „anders als die meisten anderen“. Das ist er auch.
Aber ICH finde das gut so.
Ich bin auch unnormal und mehr als nur einfach gestört.
Überhaupt haben wir viele Gemeinsamkeiten:
Kilians Gedankenschwälle kenn‘ ich nur zu gut. Im Grunde sehen meine inneren (und äußeren) Mono- und Dialoge genauso aus – es kriegt nur kaum einer mit, weil ich keine Kamera dabei laufen lasse. Ich schimpfe wie er, ich bin schnell von Nebensächlichkeiten abgelenkt – wie er und ich bin genau so blass wie er. Frisur: check, Konfektion: check, Wurstfinger: check.

Ich kenne das Gemobbtwerden unter anderem aus der Grundschule. Dort nannte mich einer von den Jungs immer „Specki“ und schlug und triezte mich bei jeder Gelegenheit. Tanzi-inspiriert wäre es schon lange mal Zeit für ne Ansage an diesen versoffenen kleinen H***sohn, aber der sitzt sicher mal wieder karmagerecht im Knast … würd‘ mich freuen, wenn ihm die großen speckigen Jungs da beim nächsten Duschen mal ganz unverbindlich ihren speckigen Schw.. *£¥%# in den mobbenden A..*£¥%# ….
ok ok, is‘ ja gut, ich reiß’ mich wieder zusammen …

Ich will nur sagen: Go, Tanzi, go Tanzi!!! 😀

Jetzt finden mich bestimmt auch alle „Normalen“ abstoßend.
Tja, … muss ich mit leben lernen. Aber da kann ich schön leveln im Konfliktangstbewältigungsgame.

Es würde mich auch nicht wundern, wenn Tanzi ebenfalls mindestens mit einem Bein im Autismus-/Asperger-Spektrum steckt. Aber is‘ ja nich’ schlimm. Hier befindet er sich in allerbester Gesellschaft … Wisstihrwassichmeine?

Was ich an ihm besonders bewundere: Man kann ihn abstoßend, widerwärtig, doof und blöd finden, aber es macht ihn nicht kaputt. Er sagt, wenn er Angst hat, er sagt, was ihn wütend macht, er sagt, wenn er verzweifelt ist. Dazwischen setzt er eine Art Dramaturgie, so schnell und professionell, dass wir es meistens gar nicht merken, wie er auf der Klaviatur seiner spontanen Impulse und Eindrücke spielt.
Er denkt, fühlt und redet synchron … in Echtzeit – so scheint es. Er lässt alles raus.
Das ist eine Gabe. Und das macht die Leute, die das nicht können, garantiert verrückt. Hihi. Mich fasziniert das.

Ich bin Tanzverbot-Fan! Is’ mir egal, was andere dazu sagen!

DoppelPeace!!!

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Ein paar Highlights aus Tanzverbots Kanal:

Seid mutig, unerschrocken und denkt nochmal über die Grundidee der Radikalen Erlaubnis von Mike Hellwig nach und dann: legt einfach los.

Tipp für den harten Einstieg:

„Mädchen melde dich“
https://youtu.be/8jPrhONaF9c

oder

„Ansage an Bäckersfrau“
https://youtu.be/4bVsjKmyjx4

oder

„Ansage an Lidl-Mitarbeiterin“
https://youtu.be/D5ZKCl9bIbY

später dann:
„Ich bin noch Jungfrau“
https://youtu.be/Frnjzv6yGQ0

und
„Ansage an: Idealbild der Gesellschaft“
https://youtu.be/oCbI-_3Lv_0

Aktueller:
Tanzverbot entschließt sich, nach Madeira zu gehen:
“Nehme ich das ANGEBOT an? – Antwort an UNGE”
https://youtu.be/pwo7VOI9arI

“1.000.000 Abonnenten ‘Special’ “
https://youtu.be/_ANurOkMA9U

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